Stehen in diesen Tagen die Zeichen günstiger für mehr Gerechtigkeit zwischen Straße und Schiene? Wann beginnen die Wettbewerbsvorteile der Straße zu schwinden? Kürzlich sorgte ein Gespräch einiger namhafter Repräsentanten der Branche mit der österreichischen Tageszeitung KURIER für einige Furore.
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Andreas Mandl moniert in seiner Position als Sprecher des Ausschuss Güterverkehr im Fachverband der Schienenbahnen der WKO, dass die Hürden der Schiene auf allen Ebenen zu finden sind: in technischer Hinsicht ebenso wie in nationaler und damit administrativer. So verfügt Europa über vier Strom- und zehn Sicherheitssysteme, quasi jede Lokomotive muss einzeln zugelassen werden, benötigt für jedes Land eine eigene Typisierung, ebenso wie die Lokführer ihre Führerscheinprüfungen landesweise ablegen müssen. Territorial begrenzte Führerscheine und Kenntnisse der Landessprachen sind ebenso unabdingbar. „Zumindest Englisch als einheitliche Betriebssprache wäre hier bereits ein merkbarer Fortschritt,“ fordert Mandl.
In dasselbe Horn stößt auch Peter Westenberger, Geschäftsführer des „Netzwerk europäische Eisenbahnen“ mit Sitz in Berlin, der ergänzend die niedrigere Energiesteuer auf der Straße ebenso moniert wie das Mautwesen: „In Deutschland gibt es die LKW-Maut nur auf Fernstraßen, auf 85% des Straßenverkehrsnetzes nicht.“ Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, ist die Schiene der einzige gangbare Weg um genug CO2 einzusparen, denn die Bahn fährt zum Großteil mit erneuerbarer Energie. Daher braucht es eine radikale Änderung der Verkehrspolitik, eine Priorisierung der Schiene gegenüber der Straße, umfangreiche Innovationsförderung und einen Ausbau der Infrastruktur auf allen Ebenen. Alexander Klacska, Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der WKO, sieht in der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene auch den Ausbau der Güterterminals: „Die Grenzen für den Schienenverkehr sind in Europa noch nicht aufgegangen.“
Auch wenn das Verkehrsministerium feststellt, dass die Fördersätze für die Schiene deutlich erhöht wurden: langfristig braucht es eine Kostenwahrheit zwischen Straße und Schiene.
(download KURIER vom 19.10.2021)
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